Adventskalender – Geschichte & Herkunft des Weihnachtsbrauchs

Für viele Menschen gehören sie ebenso zur Weihnachtszeit wie der Tannenbaum oder das Weihnachtsgebäck: Adventskalender. Ob unter Kindern oder Erwachsenen, sie erfreuen sich heute großer Beliebtheit und sind zum festen Bestandteil des Weihnachtsfests geworden. Aber wie genau entstanden die weihnachtlichen Vorboten eigentlich?

„Wie viele Tage sind es noch bis Weihnachten, Mama?“ – „Noch zehnmal schlafen, dann kommt der Weihnachtsmann.“ Ein Dialog, den man selbst noch aus Kindertagen kennt. Das Auspacken der Geschenke am 24. Dezember stellt vor Allem für Kinder das Highlight des ganzen Jahres dar. Blöd nur, dass dieses Highlight auch immer mit Wartezeit verbunden ist. Kaum ein anderer Monat im Jahr vergeht für Kids so schleppend langsam, wie der Dezember. Diese Problematik ist eng mit dem Konzept des Adventskalenders verknüpft. Sie sollen das Warten auf den herannahenden Heiligabend versüßen und die Vorfreude stärken.

Die Vorboten des Adventskalenders

Im Gegensatz zum Weihnachtsfest selbst, sind Adventskalender eine recht junge Weihnachtstradition. Ihre Geschichte beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Zeit war für viele Kinder eine nur schwer fassbare und vorstellbare Größe. Ab 1840 entwickelten einige Eltern deshalb Möglichkeiten, um ihren Kindern die verbleibende Adventszeit zu visualisieren bzw. greifbar zu machen. Verschiedene Konzepte entstanden zeitgleich an verschiedenen Orten.

Einige protestantische Familien hängten nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand. Andere Familien zündeten täglich eine neue Kerze an, bis es insgesamt 24 Stück waren. Manche Eltern malten 24 Kreidestriche an Wände oder Schränke. Die Kinder durften dann jeden Tag einen Strich wegwischen. In einigen katholischen Familien durften die Kinder täglich einen Strohhalm in die Krippe legen, damit das Jesuskind weich liegen möge. In Österreich entwickelten Eltern die „Himmelsleiter“. Eine spezielle Form des Adventskalenders, bei welchem das Christuskind sich täglich um eine Sprosse abwärts bewegt, um am 24. Dezember auf die Erde zu kommen. Ende des 19. Jahrhunderts trat die Idee der „Weihnachtsuhr“ auf, bei welcher eine Scheibe in zwölf oder 24 Abschnitte gegliedert war. Jeder Abschnitt war mit Liedtexten versehen. Der Zeiger der Uhr wurde täglich einen Schritt vor gestellt.

Eine Mutter und eine wundervolle Idee

Quellen zufolge war es die Mutter von Gerhard Lang aus Maulbronn in Baden-Württemberg, die den ersten klassischen Adventskalender herstellte. Sie nähte 24 kleine Süßigkeiten auf einen nummerierten Karton. Ihr Sohn konnte jeden Tag eine Süßigkeit naschen und selbst zählen, wie lange es noch bis zum 24. Dezember dauerte. Als Erwachsener erinnerte sich Gerhard Lang an die kreative Idee seiner Mutter und fasste den Entschluss, dieses Konzept auf den Markt zu bringen, um allen Kindern das Warten auf Heiligabend zu erleichtern.

Die ersten gedruckten Adventskalender

1903 veröffentlichte Gerhard Lang den ersten klassischen Adventskalender in Druckform. Dieser enthielt einen Bogen mit 24 kleinen Bildern. An jedem Tag durften die Kinder ein Bild ausschneiden und in ein vorgesehenes Feld kleben. Die Detailtreue und hohe Qualität der Kalender führten zu steigenden Auflagen. Bis in die 1930er Jahre entwickelten zahlreiche Verlage neue Variationen des Kalenders, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Insbesondere Gerhard Lang entwickelte neue Ideen, unter anderem das sogenannte „Christkindleinhaus“, welches mit Schokolade befüllt werden konnte.

Adventskalender in der Zeit des Nationalsozialismus

Mit dem Aufstieg des nationalsozialistischen Regimes nahm die erfolgreiche Verbreitung der Kalender ein schnelles Ende. Die Nationalsozialisten versuchten christliche Weihnachtsbräuche zu verdrängen. Zu Kriegsanfang erfolgte ein Verbot der kirchlichen Presse und der Druck von Bildkalendern wurde als kriegsunwichtig eingestuft. Viele Kinder vermissten die kleinen Weihnachtsvorboten. Das Regime nutzte diesen Umstand zum eigenen Vorteil. Das Hauptkulturamt der NSDAP veröffentlichte während des zweiten Weltkriegs den Adventskalender „Vorweihnachten“. Nationalsozialistische Weihnachtslieder, Rezepte für Gebildbrot und Bastelanleitungen für Christbaumschmuck in Form von Sonnenrädern waren Bestandteil der Kalender. Sie ähnelten eher einer Propagandaschrift, als einem Geschenk für Kinder.

Von der Nachkriegszeit bis heute

Betriebe, die nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, fingen bereits 1945 wieder an, Adventskalender mit althergebrachten Motiven zu drucken. Nicht nur in Deutschland traf die Wiedergeburt der Tradition auf eine große Nachfrage, auch in den USA und Großbritannien waren die Kalender längst angekommen. Sie konnten nun überall gekauft werden und wurden dementsprechend günstiger. Sie wurden zum festen Bestandteil der Weihnachtszeit – bis heute.

Heute gibt es Adventskalender in allen Varianten, Größen, Formen und Inhalten. Sie sind zum regelrechten Trend-Produkt geworden und unterscheiden sich stark von den Anfangsmodellen. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene erfreuen sich an den 24 vorweihnachtlichen Geschenken. Der teuerste Adventskalender soll ca. 2,5 Millionen Euro kosten und mit Diamanten gefüllt sein. Doch egal, wie sehr sich Art und Aussehen der Kalender auch gewandelt haben, der Zweck bleibt derselbe: Freude bereiten und die Vorfreude auf Heiligabend steigern.

Autorin: Lisa Hauschild
Bildquelle: pixaby.com

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