Wir leben immer noch in einer Wegwerfgesellschaft!
Vor mehr als einem Jahr haben wir einen Artikel auf diesem Blog veröffentlicht, der sich mit unserem Konsum und dessen Folgen beschäftigt. Der Lösungsansatz fokussierte sich vor allem auf bewussteres Konsumieren in Form von Second-Hand-Shopping und ähnlichen Wiederverwertungswegen. Das ist ohne Zweifel eine der wichtigsten und gleichzeitig einfachsten Maßnahmen, die man in seinem täglichen Leben ändern kann, bei der man in den meisten Fällen auch noch Geld spart.
Hier möchte ich einen weiteren Ansatz vorstellen, bei dem zwar ein paar der positiven Effekte wegfallen, gleichzeitig aber auch neue dazu kommen. Das „Selber machen“. Inspiration für diesen Artikel erhielt ich aus dem von smarticular veröffentlichtem Buch “Selber machen statt kaufen – Küche“ Der Name verrät schon den Schwerpunkt. Es werden Rezepte vorgestellt von Produkten, die man normalerweise schon fertig aus dem Supermarkt kauft. Warum also der Aufwand? Neben dem Konsumgedanken kommt hier noch die Gesundheit ins Spiel.
Die Liste an enthaltenen Inhaltsstoffen scheint in Fertigprodukten kein Ende zu finden und die Hälfte dieser kann man nicht aussprechen, hat man nicht zufällig Chemie studiert. Das fängt bei Produkten an, die sowieso schon zur „ungesunden Kategorie“ gehören und als solche von der allgemeinen Bevölkerung gesehen werden. Man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass Chips, Fertigpizzen und Tütensuppen nicht die besten Nährstoffquellen darstellen. Doch auch vermeintlich gesunde Produkte wie Joghurtgetränke, Müslimischungen und Gemüsebrühe beinhalten Inhaltsstoffe, die den Gesundheitsfaktor negativ beeinflussen und die man weglassen könnte. Es ist natürlich bequemer, die Sachen einfach aus dem Supermarktregal mitzunehmen. Aber ist es nicht interessant zu wissen, aus was Produkte, die man regelmäßig zu sich nimmt, überhaupt bestehen? Es kann viel Freude und Unabhängigkeit bringen, etwas Neues zu lernen. Aus was bestehen Puddingpulver, Apfelessig und Backpulver überhaupt und kann ich diese wirklich so einfach Zuhause selber machen? Ja, kannst du!
Investition von Zeit und Geld
Der Alternative „Selber machen“ sind jedoch keine Grenzen gesetzt! Stellt man diese Fertigprodukte selbst her, sensibilisiert das auf jeden Fall auch das Konsumverhalten, verändert es aber nicht direkt. Entscheidet man sich aber ein Möbelstück selbst zu bauen, statt es bei Ikea einzukaufen, macht das einen größeren Unterschied. Hierbei könnte man Holz verwenden, das sonst weggeschmissen werden würde. Beispielsweise eine alte Tür, die man zu einem Tisch umfunktioniert. Aber auch wenn man das Holz dafür neu kauft, verändert sich eine ganz entscheidende Sache. Man hat Zeit und Geld investiert, um etwas zu bauen. Auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist, hängt das Herz doch sehr viel mehr daran, als an einem Möbelstück, dass man für unter 100€ gekauft hat und das komplett identisch in zig anderen Haushalten steht. Somit wird man es mit geringerer Wahrscheinlichkeit nach einem Jahr wieder verkaufen oder sogar auf den Sperrmüll bringen.
Genau darum geht es ja bei einem bewussten Konsum. Das Problem ist, mit welcher Selbstverständlichkeit wir jegliche Gegenstände mit einer ungesunden Regelmäßigkeit ersetzen. Jede Jahreszeit wird ein komplett neuer Kleiderschrank eingerichtet, weiße Möbel passen nicht mehr zur Persönlichkeit und werden durch schwarze ersetzt. Das Handy funktioniert noch einwandfrei, aber das neuere hat eine bessere Kamera und die Kopfhörer hätte man doch lieber in blau.
Der emotionale Wert
Diese Aufzählung findet kein Ende, würde aber den Kern dieses Artikels verfehlen. Was genau verändert nun das „Selber machen“ an unserem Konsumverhalten? Wie schon oben erwähnt investiert man Zeit und Geld. Somit wird es um einiges schwerer sich wieder davon zu trennen. Hat man selbst ein T-Shirt genäht, Socken gestrickt oder eine Halskette geknüpft hat es nicht nur einen Wert, der in Geld messbar ist. Der persönliche und emotionale Wert ist der entscheidende Faktor. Wenn man keine Ahnung hat wie viel Arbeit hinter einem Gegenstand steckt, wie soll man es dann wertschätzen können?
Jedoch möchte ich hier noch erwähnen, dass allein das Beschäftigen mit Nachhaltigkeit und bewussterem Konsum ein Privileg ist. Doch sich die Zeit und das Geld zu nehmen, um auch noch selbst etwas herzustellen, ist auf jeden Fall ein noch größeres und mir ist bewusst, dass nicht jeder die Mittel dafür hat.
Hat man diese jedoch und möchte aus dem Kreislauf unserer Wegwerfgesellschaft ausbrechen, ist dies eine weitere Alternative, bei der man auch noch viele neue und interessante Fähigkeiten erlernen kann.
Autor: Senta Keller
Bildquelle: pexels.com