Eigentlich wollte ich nur kurz meinen Instagram-Feed checken. Stattdessen scrolle ich seit Stunden durch meine For You Page und sehe so viele scheinbar perfekte Leben. Ich frage mich: Warum kann ich das nicht? Warum sieht das bei mir nicht so schön aus? Und warum scheine ich mich so langsam weiterzuentwickeln, während andere so viel erreichen und erleben?
Der Schein von Social Media
Auf Social Media sieht immer alles leicht aus. Ästhetische Wohnungen mit teuren Designer-Pieces und Küchen, die immer aufgeräumt sind, ohne das ungewaschene Geschirr der letzten Tage. Es werden dünne, trainierte Körper gezeigt, die in einem perfekt gestylten Outfit stecken. Der Alltag besteht aus festen Routinen und jeden Tag bleibt Zeit für Sport.
Durch Social Media bekommen Konsument:innen das Gefühl, dass alles, was sie sehen, auch genau die Realität widerspiegelt. Es kommen Selbstzweifel auf, ob man selbst einfach nicht genug gibt, dass das eigene Leben auch so aussieht. Das Selbstwertgefühl leidet, weil man einfach nicht verstehen kann, wie alle anderen scheinbar viel mehr im Leben erreichen und viel mehr aus ihrem Leben machen. Es scheint fast so, als wären alle auf Social Media viel glücklicher – als hätten sie ihr Leben einfach mehr im Griff.
Denkt man genauer darüber nach, stimmt das aber nicht. Kein Leben ist perfekt. Es gibt immer Probleme und Zweifel, die Menschen mit sich tragen. Niemand hat immer perfekte Tage (und auch keine immer aufgeräumten Wohnungen). Nur sieht man das auf Social Media nicht. Konsument:innen bekommen keine „behind the scenes“ zu sehen. Sie sehen nicht, dass die Küche extra für ein Bild aufgeräumt und schön gemacht wurde, sehen nicht die langen To-Do-Listen und Tränen, die es hinter der Kamera gibt.
Gras muss gepflegt werden
Wenn man möchte, dass das eigene Gras grüner wird, muss man sich um es kümmern. Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass Social Media meistens keine Realitäten zeigt, sondern nur die schönsten Ausschnitte aus dem Leben. Außerdem muss man nicht den Idealen von Influencer:innen hinterherjagen. Stattdessen ist es viel schöner, sich selbst zu hinterfragen, was man wirklich vom Leben und sich selbst möchte.
Social Media wird schnell überfordernd. Wenn es also mal wieder zu viel wird, hilft es, das Handy wegzulegen und lieber etwas zu machen, was Freiraum gibt selbst nachzudenken, wie einen Spaziergang oder ein Hobby, das Freude bereitet.
Und natürlich gibt es auf Social Media auch einige Influencer:innen, die versuchen, einen ehrlichen Einblick in sich und ihr Leben zu geben. Solchen Creator:innen zu folgen kann dazu beitragen, Content zu konsumieren, der mehr Energie und Mehrwert gibt, als er raubt. Schlussendlich ist es wichtig zu verstehen, dass der eigene Alltag nicht falsch oder langweilig ist, nur weil jemand auf Social Media sein persönliches Highlight geteilt hat.
Autorin: Theresa Spörl
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