Zurück aus den Semesterferien und inspiriert von der Leipziger Buchmesse 2024 will ich gleich mit einem sehr aktuellen Thema in das neue Semester voller Blogartikel, einer neuen Ausgabe der Leipziger Lerche und neuen Redaktionsmitgliedern starten: den Farbschnitten.
Der Hype um oft limitierte, aufwändig gestaltete Farbschnitte bei Büchern ist sicherlich an niemandem vorbeigegangen. Meterlange Schlangen bei der Bücherbüchse, Chest of Fandoms oder LYX sind auf den Buchmessen mittlerweile zur Normalität geworden. Und das alles hauptsächlich für eines: Die kunstvoll gestalteten Außenkanten der Buchseiten. Ob einfarbig, mit bunten Mustern oder gar Charakteren des Buches – vor allem aus dem New-Adult- und Fantasy-Bereich sind die Buchschnitte schon nicht mehr wegzudenken. Doch was steckt dahinter?
Was ist ein Farbschnitt?
Wie bereits erwähnt, bezeichnet der Begriff „Farbschnitt“ die kunstvolle Gestaltung der äußeren Kanten der Buchseiten. Dabei werden spezielle Farben auf den Rand der Seiten des Buches aufgetragen, was ihm eine ästhetische und hochwertige Anmutung verleiht. Dabei kann nur eine einzige Farbe verwendet werden oder auch eine Kombination verschiedener Farben. Das ermöglicht zum Beispiel besondere Muster oder sogar die Darstellung von Personen, Tieren oder Gegenständen. Eine beliebte Technik zur Verzierung der Buchseiten ist auch der Goldschnitt. Bei diesem wird der Seitenrand mit einer hauchdünnen Goldschicht überzogen und dem Buch somit ein luxuriöses und hochwertiges Aussehen verliehen. Vor allem bei Sammlereditionen, speziellen Schmuckausgaben oder religiösen Texten trifft man den Goldschnitt heute noch an. Doch der Farbschnitt hat oft nicht nur einen ästhetischen Zweck, sondern auch praktische Funktionen. Die aufgetragene Farbe erhöht die Langlebigkeit des Buches, indem sie die Buchseiten vor Staub, Schmutz und Feuchtigkeit schützt.
#BookTokMadeMeBuyIt
Auch wenn es die farbigen Buchschnitte nicht erst seit den letzten paar Jahren gibt, gewinnen sie doch erst seit circa 2022 immer mehr an Bedeutung. Das passiert insbesondere durch soziale Plattformen wie TikTok und Instagram und die dazugehörigen Buchcommunitys. Beide sind darauf angelegt, in kurzer Zeit, etwa über ein Bild oder einen kurzen Videoclip, von einem Buch zu überzeugen. Dabei spielen neben dem Inhalt nun immer mehr das Aussehen und die Ästhetik eine Rolle. Buchblogger:innen halten stolz die oft limitierten Farbschnittausgaben in die Kamera und schmücken ihre Regale mit speziellen Ausgaben der Bücherbüchse und Chest of Fandoms. Beides Unternehmen, die auf dem Hype der Farbschnitte aufbauen und stark davon profitieren. Besonders die letzten Buchmessen haben gezeigt, wie gut das Konzept bei den Leser:innen ankommt. Wer den Stand der Bücherbüchse besuchen wollte, durfte sich auf eine meterlange Warteschlange und bis zu halbstündigen Wartezeiten gefasst machen. Doch besonders die BookTok-Community lässt sich davon nicht abschrecken. Viel zu sehr sind die schönen Farbausgaben schon zu begehrten Sammlerstücken geworden und die Freude über einen besonders anmutigen Buchschnitt zu groß.
Limitierte Auflagen und Preissteigerung
Besonders da es sich oft um limitierte Auflagen handelt, die meist schon nach kurzer Zeit vergriffen sind, lohnt es sich, schnell zu sein, um ein heiß begehrtes Exemplar mit Farbschnitt ergattern zu können. Zumindest wenn man dieses nicht für bis zu 100 Euro auf Secondhand-Märkten wie Kleinanzeigen oder Vinted erwerben möchte. Aber nicht nur Secondhand-Verkäufer:innen nutzen die Limitation, um die Preise in die Höhe zu treiben. Auch manche Verlagen nehmen den Aufwand für einen Farbschnitt und die damit einhergehende Limitation als Anlass, den Preis für ein Buch zu steigern. So kostet beispielsweise Rebecca Yarros‘ „Iron Flame“, das bei dtv erscheint, als Hardcover regulär 28 Euro. Will man das Buch mit Farbschnitt erwerben, kommen gleich einmal vier Euro drauf. Das ist ein stolzer Preis, den sich nicht jede:r leisten kann.
Nicht zuletzt deswegen steht der Hype um die Farbschnitte auch in der Kritik. Für viele scheint ein ausgefallener Farbschnitt schon fast ein Muss zu sein. Der Inhalt eines Werkes verliert an Bedeutung; in den Vordergrund rücken das Aussehen und die schöne Präsentation im Bücherregal.
Doch auch wenn die Kritikpunkte durchaus angebracht sind, muss anerkannt werden, dass der Hype um Farbschnitte unter anderem ein Mittel ist, um eventuelle Verkaufsrückgänge aufzufangen. Außerdem profitiert der/die Autor:in so oder so von einem Verkauf, egal ob das Buch für den Inhalt gekauft wurde oder ob doch eher der farbige Buchschnitt überzeugt hat. Es ist zudem nicht von der Hand zu weisen, dass Farbschnitte einem Buch eine besondere Exklusivität verleihen und das Lesevergnügen steigern können. Farbschnitte sind ein Hinweis auf die Liebe zum Buchhandwerk und die Liebe zum Lesen – und das ist es doch, was uns am Ende alle verbindet.
Autorin: Wanda Hitzing
Bild: Wanda Hitzing