Die Jeans – eine Reisende durch den Wandel

Für viele gehört sie zur alltäglichen Begleiterin: funktional, robust und vielfältig einsetzbar: Die Jeanshose. Röhrenjeans, Skinny Jeans, Low Rise Jeans – es gibt eine riesige Bandbreite an Formen und Modellen, die sich im Laufe der Trends immer wieder ablösen und neu erfinden. Bis zur heutigen Rolle in unserem Kleiderschrank ist die Jeanshose eine lange, aufsehenerregende Reise angetreten. Und auf dieser sieht man ganz klar: Der symbolische Charakter von Mode ist nicht zu unterschätzen. Doch die Reise der Jeans beginnt zunächst aus rein praktischen Gründen.

Die Geschichte startet mit einer noch heute sehr präsenten Figur, die zur allseits bekannten Marke geworden ist. Levi Strauss war ein deutscher Auswanderer, der während des Goldrausches im Westen der USA Textilien an Schneider verkaufte. Zusammen mit dem Schneider Jacob Davis ließ er 1873 die Idee einer Nietenhose patentieren.

Inspiriert von der Arbeit der Goldgräber während des Goldrausches im Westen der USA, die dazu führte, dass die herkömmlichen Hosen schnell rissen, entwickelte Jacob Davis eine sehr strapazierfähige Hose. 

Bei dieser neuen Hose steht die Robustheit im Mittelpunkt. Nieten tragen zur Reißfestigkeit bei und das Denim. Ein Baumwollstoff aus der französischen Stadt Nîmes, von dem sich auch der Name ableiten lässt („De Nîmes“, zu Deutsch: „aus Nîmes“), zeichnet sich ebenfalls durch seine Unempfindlichkeit aus. Die markante, blaue Farbe erhielt die Hose aus dem Farbstoff Indigo.

Besonders bei Cowboys und im Goldabbau war die Hose sehr gefragt. Die damals als „Waist Overalls“ bekannte Hose, die wir heute Jeans nennen, wurde unter der Marke Levi Strauss verkauft. Sie etablierte sich in den USA schnell als Arbeitshose.

Ein Lebensgefühl des Protests

Nach dem zweiten Weltkrieg fand die Jeanshose durch US-amerikanische Soldaten den Weg nach Deutschland. 

In den 1950er Jahren kam die Jeans in den Genuss von besonderer Aufmerksamkeit in der BRD: Sie wurde zum Protestsymbol von rebellischen Jugendlichen, die ihre Nicht-Konformität mit damaligen Normen ausdrücken wollten. Besonders das Bild der Jeans in den USA wurde zum Vorbild genommen. Der US-amerikanische Film „The Wild One“ aus 1953 mit Marlon Brando in der Hauptrolle, der Anfang 1954 in der BRD erschienen ist, erzählt die Geschichte einer für Unruhe sorgenden Biker-Gang. Ihr Markenzeichen: Jeans und Lederjacken. Zeitgleich entwickelte sich in der BRD die Bewegung der „Halbstarken“, die eben dieses rebellische Lebensgefühl anstrebt und sich unter anderem Marlon Brando in jener Hauptrolle zum Vorbild nimmt. Die damaligen Medien berichteten über das „Rumlungern“ der Jugendlichen in Parks und Straßenecken, Rangeleien mit der Polizei und Alkoholkonsum. Die Jeans war also zu einem Statement – einem Symbol der Rebellion – geworden. 

Um sich vom westlichen Kapitalismus abzugrenzen, waren die in der Jugend so beliebten Jeansmodelle in den Geschäften der DDR nicht erhältlich. Doch unter dem großen Druck der Jugendbewegung wurde beschlossen, eigene Jeanshosen in der DDR zu produzieren. Nach der Wiedervereinigung dominierten die internationalen Jeansmarken in der ehemaligen DDR, sodass die Produktion der eigenen Jeanshosen schließlich eingestellt wurde.

Die Jeans und die Frauenrechtsbewegung

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde von Levi’s der erste Unisex-Overall aus Denim herausgebracht. Er trug den Namen „Freedom-Alls“ und verweist somit auf das Ende des Krieges. So wurde er von einigen wenigen Frauen angezogen, üblich war es zu der Zeit allerdings noch nicht. Marilyn Monroe war bei dem Tragen der Jeans eine Pionierin: 1945 war sie auf Fotos in Jeans zu sehen, ab den 50er Jahren auch in Filmen. Ab den 60er Jahren etablierte sich die Jeans auch für Frauen zum alltäglichen Kleidungsstück. 

Auf dem Weg zum Standard

Ab den 60er und 70er Jahren fand die Jeans besonders bei der Hippie-Bewegung große Beliebtheit, die Form als Schlaghose war besonders angesagt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Jeans zur Standard-Hose, sie ließ den Symbolstatus der Rebellion hinter sich. So etablierte sich als anerkanntes modisches Kleidungsstück in verschiedenen Variationen. Umfragen zufolge besitzt jede:r Deutsche acht Jeans.

Autorin: Antonia Faupel
Bild: pixabay

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