Die Liebe zum Horror

Von Bram Stokers Dracula über H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos bis hin zu Stephen Kings ES: die Geschichte des Horrors ist nicht nur schaurig, sondern auch lang und geht bis in die Zeit uralter Mythen zurück. Schon die Menschen im alten Babylonien liebten es, sich bei Erzählungen über schreckliche Monster zu gruseln – und das hat sich seitdem auch kaum verändert.

Ob in Form von Literatur, Filmen oder sogar Videospielen: So ziemlich jede:r hat schon einmal Horror konsumiert und kann sich bestimmt noch an die Gefühle erinnern, die einem dabei durch den Kopf rasen – Anspannung, Angst, Panik. Doch wieso sollte man sich absichtlich so fühlen wollen?

Ellen Ripley ist meine Stellvertreterin

…denn im normalen Leben wird man nicht sehr häufig von Aliens gejagt. Ganz im Gegenteil, heutzutage begegnen wir in unserem Alltag nur noch selten wirklich angsteinflößenden Situationen. Und wenn doch, ziehen sie uns trotz der Gefahr fast schon magisch an. Dem dänischen Horror-Gelehrten Mathias Clasen zufolge liegt es nahe, dass der Grund dafür bei unseren prähistorischen Vorfahren zu finden ist. Ihre oft feindliche Umwelt verlangte nahezu konstante Aufmerksamkeit und Vorsicht vor Gefahren. Horrorfilme simulieren Gefahr zu Teilen so gut, dass das noch in uns vorhandene Gefahren-Erkennungssystem auf sie ähnlich reagiert wie in ‘realen’ Gefahrensituationen. Das Gefühl, eine ‘Fight or Flight’ Situation zu überstehen, löst also aufgrund unserer Natur eine Ekstase in uns aus.

Je schlimmer, desto besser

Laut der ‘Excitation Transfer Theory’ (lose übersetzt: Theorie der Übertragung von Erregung) wird die Erregung, die sich während eines Films in Form von Angst aufbaut, nach dem Ende des Films in Gefühle von Erleichterung und Freude übertragen – sprich: Je mehr Angst eine Situation einem macht, desto mehr Freude verspürt man, wenn sie vorbei ist. Wer kennt es nicht: Diese eine Stelle im Film, bei der die Nerven zum Zerreißen angespannt sind, man sich am Sitz festkrallt, den Atem anhält und am liebsten wegschauen möchte… und plötzlich fällt alle Anspannung von einem ab, man atmet endlich aus und lacht erleichtert, als sei man selbst gerade so der Gefahr entkommen.

Doch (zum Glück!) befinden wir uns beim Konsum von Horror-Medien zu keiner Zeit in wirklicher Gefahr. Wem nach dem Lesen dieses Artikels noch immer nicht die Haare zu Berge stehen, sollte nach meinem Buchtipp für die dunkle Jahreszeit greifen: H.P. Lovecrafts Horror Stories – das Beste vom Meister des Unheimlichen, einem Sammelband mit den besten (und schauerlichsten) Geschichten Lovecrafts, zusammengestellt vom deutschen Horrorautor Wolfgang Hohlbein persönlich.

Autor: Felix Schneider
Bildquelle: Stefan Keller auf Pixabay

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