Interview mit Lea Wegner von Slinga-Illustration

Ein gemütlicher Raum mit Vintage-Möbeln und unzähligen Zimmerpflanzen. Auf dem Boden liegt Kater Zwiebel. Ich sitze auf einem dunkelgrünen Sofa im Wohnzimmer von Lea Wegner, Leipziger Illustratorin und Comicbuch-Autorin, besser bekannt unter dem Spitznamen Slinga.

Wie ist eigentlich der Name Slinga entstanden?
Das ist tatsächlich mein Facebook-Name […]. Ich habe, wie wahrscheinlich viele, so eine Schweden-Affinität und hab damals einfach Wörter in den Übersetzer eingegeben. „Slinga“ heißt „Schleife“. Ich habe früher immer so richtig riesige Haarschleifen getragen und deswegen war das dann mein Spitzname. 

Gab es eine Reaktion auf deine Illustrationen, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist? 
Also es gibt wirklich relativ viele positive Resonanzen. Die prägnantesten sind dann meistens die, die Face-to-Face, also zum Beispiel auf Märkten stattfinden. Da gibt es Leute, die einfach lachen und das ist ja schon mal sehr positiv. Aber die positivste Reaktion oder ich sag mal Reaktionskette, […] war, als ich so einen Post gemacht habe zum vaginalen Ausfluss und dass das normal ist. Das wurde von richtig vielen großen Seiten auf Instagram geteilt, da hatte ich erst so um die 900 Follower. Das war einfach krass, was da für Kommentare kamen, sowas wie: „Danke, ich dachte immer, ich bin krank oder eklig.“ Das war irgendwie verrückt, weil dann wirklich das Gefühl kam: „Jetzt habe ich hier Leuten geholfen.“

Du hast 2018 deinen ersten Comic „Ich kaufe ein A und möchte lösen“ beim Jaja Verlag veröffentlicht. Wie bist du auf die Idee für diesen spannenden Kriminalfall gekommen?
Ich weiß nicht, wie viel ich jetzt vorwegnehmen soll, aber das ist auch immer der letzte Punkt von der Comic-Lesung […] Die Leiche ist dann ja in einer Badewanne und die Würmer, um die es auch größtenteils geht, sind dazu da, um die Leiche aufzuessen. Im Endeffekt war es so, dass ich mit Max in der Badewanne lag und dann ist mir das einfach so eingefallen. Und die Story rund herum, also […] ich habe auch einen Garten und ich mag Würmer und Schnecken […] und irgendwie wollte ich dann so eine Verbindung daraus. Die ganze Geschichte hat sich dann während des Machens so entwickelt. Ich habe jeden Tag ein paar Seiten gezeichnet und als ich dann wusste, dass ich einen Verlagsvertrag habe, […] habe ich wirklich daran gearbeitet, dass es am Ende irgendwie Sinn macht. […] Die letzten 40 Seiten sind dann so krasse Gedankenakrobatik. [lacht] 

Hast du vor noch weitere Comicbücher zu schreiben?
Ja, auf jeden Fall, nur jetzt gerade nicht, weil ich nicht nochmal so einen bescheuerten Geistesblitz für eine komplette Geschichte hatte. Ich glaube diese Idee muss einfach so zu mir kommen, wie das letzte Mal.

Hast du noch andere Projekte, die in nächster Zeit auf dem Plan stehen?
Ja, also das Angstbuch mache ich ja seit zwei Jahren ungefähr. Daran habe ich eigentlich parallel zum Wurm-Comic gearbeitet. […] irgendwie zieht sich das extrem, aber mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass sich das Warten lohnt, weil es immer gehaltvoller wird. Ich habe nicht einfach zwei Wochen durchgezeichnet, damit ich ein 20-Seiten-Heft fertig habe, es wird jetzt so ein 100-Seiten-Buch. [lacht] und ich glaube, das ist gut so.

Kannst du vielleicht nochmal sagen, was es mit dem Angstbuch auf sich hat?
Also ich bin darauf gekommen, weil ich eben auch viel Angst habe, also eine Angststörung. Social Media war immer so ein Bereich, so eine Art Schutzraum, wo man sich informieren konnte […] Irgendwie habe ich dann festgestellt, dass es auch vielen anderen Menschen so geht, das hat mir damals schon sehr geholfen […] Und dann dachte ich, ich könnte vielleicht eine Art Sammlung machen von Dingen, die den Leuten eben helfen. Dass ich das kuratiere, zeichne, bündle und eigene Sachen einfließen lasse und dadurch eben eine Art Hilfebuch entsteht. 

Möchtest du das Buch wieder über den Jaja Verlag publizieren lassen?
Nein, tatsächlich plane ich, das im Eigenverlag zu machen. Also ich werde die Bücher einfach drucken und binden lassen und das quasi mal selber probieren. Vielleicht kaufe ich mir auch eine ISBN-Nummer. Also erstmal eine kleine Auflage und dann mal schauen.

Natürlich gibt es auch so Tage, an denen man auf gar nichts Lust hat. Was motiviert dich dann?
Ich finde, dass das voll okay ist. […] Wenn ich wirklich keine Lust und keine Idee habe, was nicht so oft vorkommt, dann brauche ich mich auch nicht hinsetzen und zeichnen. Dann kommt nichts bei raus und dann will mir mein Körper ja irgendwas sagen. Dann chill ich einfach. [lacht] […] Die Selbstständigkeit in Kombination mit der Angst ist aber manchmal ziemlich stressig und meistens finde ich nicht wirklich Ruhe, wenn ich nicht wenigstens ein bisschen was gearbeitet habe.

Gibt es ein Buch, was du selbst gerne magst und weiterempfehlen würdest?
Das Buch „Rattatatam, mein Herz“ von Franziska Seyboldt lese ich gerade zum zweiten Mal. Da geht es eben auch um Angst […] Das ist super, um ein bisschen anschaulich zu erklären und zu verstehen vielleicht auch, wie es Leuten mit Angststörungen geht.

Lea Wegner von Slinga-Illustration
https://www.instagram.com/slingaillustration/?hl=de

Foto: Lea Wegner

Das Interview führte Stefanie Kaiser

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