Am 12. Juli wird es in den Pittlerwerken wieder laut, bunt und vielfältig: Beim KeinFestival treffen elektronische Musik, kreative Performances und interaktive Workshops aufeinander – von Samstagnachmittag bis in den Sonntagmorgen.
KeinKollektiv ist während der Pandemie aus einem Freundeskreis heraus entstanden. Inzwischen ist daraus ein größeres Netzwerk geworden, das neben Raves auch das KeinFestival ins Leben gerufen hat: ein Ort für Musik, Workshops und Performances. Wir haben mit Anna über die Entstehung, das Festival und die Herausforderungen informeller Kulturarbeit gesprochen.
Woher kommt der Name KeinKollektiv – und was hat euch dazu bewegt, gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren?
Wir haben 2020 während Corona mit Raves angefangen, weil da halt nicht viel lief in Leipzig und wir trotzdem eine Möglichkeit finden wollten, zu feiern. Dann ist daraus ein Kollektiv entstanden, erst mal aus dem Freundeskreis.
Der Name kam eigentlich daher, dass uns immer Leute gefragt haben: „Wie heißt denn euer Kollektiv?“ Und wir meinten: „Wir sind kein Kollektiv.“ Als wir dann tatsächlich eins gegründet haben, war der Name natürlich klar.
Als wir gemerkt haben, dass manche nur noch aus Freundschaft mithalfen, aber nicht mehr wirklich dabei waren, haben wir Freundeskreis und Kollektiv getrennt. Von da an konnten uns Interessierte einfach ansprechen oder auf Instagram schreiben – und so sind wir nach und nach gewachsen.
Was ist die Idee hinter dem KeinFestival und was ist euch besonders wichtig im Vergleich zu anderen Festivals in Leipzig?
Also, dass wir ein Festival machen, haben wir eigentlich schon früh überlegt. Am Anfang war´s eine Träumerei, aber als wir dann gemerkt haben, unsere Veranstaltungen laufen mittlerweile echt gut, haben wir uns getraut, den Schritt zu wagen.
Eigentlich wollten wir eine normale Abendveranstaltung in den Pittlerwerken machen, aber die Leute dort hatten selbst Bock auf ein Festival – und haben uns gefragt, ob wir uns das vorstellen könnten. So kam das zustande.
Uns war von Anfang an klar, dass es nicht nur um Musik gehen soll – also nicht nur Bühnen mit Techno, sondern auch Programm drumherum. Wir haben uns dabei von anderen Festivals wie dem Artlake oder dem Wurzelfestival inspirieren lassen, wo es viele Workshops gibt. Weil man ja auch nicht den ganzen Tag durchtanzen will.
Das mit den Performances ist dann dadurch zustande gekommen, dass wir einige Leute im Freundeskreis hatten, die irgendwelche coolen Sachen können, und dann bereit waren, beim KeinFestival zu performen. Letztes Jahr hatten wir zum Beispiel Vertikaltuchakrobatik, Poledance und Fire Spinning. Dieses Jahr kommt eine Shibari-Performance dazu, begleitet von Live-Violine, und außerdem Poi- und Jonglier-acts.
Wie erlebt ihr als Kollektiv die aktuellen Bedingungen für freie Kulturschaffende?
Was echt schwierig ist: Wir sind keine juristische Person, also kein Verein, kein Unternehmen. Wir haben uns informiert, was man für Fördermöglichkeiten hat, aber haben dann festgestellt: Wenn du ein Kollektiv bist, geht das halt nicht. Darum haben wir auch fürs Festival nichts in Anspruch genommen.
Was wünscht ihr euch von der Stadt Leipzig oder der Politik, damit Projekte wie eures langfristig bestehen können?
Wir würden uns wünschen, dass es einfacher wird, auch als Kollektiv ohne offizielle Struktur gefördert zu werden. Oder dass es zumindest mehr Infos gibt, was man überhaupt machen kann, um an Unterstützung zu kommen. Damit man so ein bisschen die Angst abgenommen bekommt, den Schritt in ein Unternehmen oder Verein zu wagen. Man weiß nicht, was auf einen zukommt und ich glaube, deshalb machen es viele einfach nicht.
Der NachtRat hat jetzt eine Sprechstunde eingerichtet, bei der wir uns bald beraten lassen wollen. Da passiert also schon was – aber viele in der Szene wissen noch gar nichts davon.
Gibt es einen besonderen Moment vom letzten KeinFestival, an den du dich gerne erinnerst?
Das ist witzig, weil wir darüber letztens erst im Kollektiv gesprochen haben. Der schönste Moment war eigentlich, als der ganze Vorbereitungsstress vorbei war – wenn man sieht: Alles läuft. Die Leute sind da, das Wetter ist gut, die Workshops und Performances kommen an. Und man merkt einfach: Wir haben da was auf die Beine gestellt, das anderen wirklich Freude macht.
Autor:in: Pola Marie Bühler
Bildquelle: KeinKollektiv