Es war einmal eine gelangweilte junge Frau, die auf der Suche nach leichter Literatur die Bücherregale ihres Elternhauses durchstreifte. Sie hatte keine Lust auf ihre Young-Adult-Romane, die Kinderbücher nahm sie in die Hand und stellte sie wieder weg. Die Liebesromane und Hausfrauenkrimis ihrer Mutter interessierten sie heute nicht und auch die großen Bildbände sprachen sie nicht an. Doch dann hielt sie unverhofft ein Buch in der Hand, dass sie seit ihrer frühen Kindheit liebte: „Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“.
Märchen sind für Kinder?
Die meisten Kinder in Deutschland wachsen mit diesen Märchen auf, denn selbst wenn die Märchensammlung nicht im heimischen Bücherregal steht, so wird man allerspätestens in der Grundschule mit den Geschichten konfrontiert. Außerdem gibt es ja auch die vielen Verfilmungen von der DEFA, den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten und die Zeichentrickvarianten von Disney.
Klassiker wie „Schneewittchen“, „Dornröschen“, „Rapunzel“, „Rotkäppchen“ oder „Hänsel und Gretel“ kennen die meisten von uns im Schlaf. Immer und immer wieder wollen Kinder diese Geschichten hören, weil das Gute am Ende gegen das Böse triumphiert und magische Dinge passieren. Dieses Schwarz-Weiß-Denken von Gut und Böse entspricht dem Entwicklungsstand von kleinen Kindern, die die Welt noch nicht so komplex wahrnehmen können wie Erwachsene. Auch wenn sich bei Erwachsenen das Verständnis der Welt erweitert und wir die Dinge anders hinterfragen und aus verschiedenen Perspektiven betrachten können, fallen auch wir gerne in dieses einfache Denkmuster zurück. Häufig ist das unangebracht und wir verstecken uns vor der komplizierten Wirklichkeit. Aber manchmal brauchen wir das auch und dann sind der Griff nach dem Märchenbuch und ein Ausflug in die einfache Welt unserer Kindheit genau das Richtige.
Als erwachsene Person hat man aber auch die Möglichkeit ganz andere Märchen zu entdecken. Denn neben den altbekannten Geschichten haben die Brüder Grimm noch viel mehr zu bieten – Märchen, die weniger bekannt sind wie „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein“ oder die düsteren, die man als Kind nicht vorgelesen bekommt wie „Der arme Junge im Grab“.
Andere Märchen
Natürlich gibt es nicht nur die Volksmärchen der Grimms, sondern auch Märchen aus allen anderen Regionen der Welt und Kunstmärchen. Es lohnt sich daheim die Regale zu durchstöbern, denn die Ausbeute kann überraschend groß sein. Hier folgt eine kleine Aufstellung der Märchenbücher, die ich gefunden habe:
- „Sämtliche Märchen“ Band 1&2 von Hans Christian Andersen
- „Märchen“ von Wilhelm Hauff
- „Märchen“ von E.T.A. Hoffmann
- „Märchen von der Bernsteinküste“ – baltische Volksmärchen
- „Die gläserne Linde“ – slawische Volksmärchen
- „Märchen aus 1001 Nacht“
Vielleicht greift auch ihr mal wieder zum Märchenbuch und lest heißgeliebte Klassiker oder wagt euch in bisher unbekannte Märchenwelten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lesen sie noch heute.
Autorin und Bildquelle: Hedwig Walter