Lila Wolken schmiegen sich an den Horizont
Wärme hüllt uns ein und lässt uns heimisch fühlen
Heimisch an einem Ort, den wir noch nicht kennen, aber der bald zu unserem Ort wird
Unser Ort, an dem wir uns kennenlernten und all die Jahre sahen
Erinnerst du dich?
An unseren ersten Urlaub am See, als wir vier waren
Ich habe versucht, deine Sommersprossen abzuwaschen,
Diese Sommersprossen, von denen ich heute noch träume
Du hast mich damals irgendwie in deinen Bann gezogen und ihn bis heute nicht von mir genommen
Wir trafen uns dort Jahr für Jahr
Wurden gemeinsam groß und kannten nichts außer uns
Diese Urlaube bedeuteten mir die Welt, da ich dich nur dort sah
Manchmal frage ich mich, ob es dich in der Wirklichkeit gab
Oder ob du einfach zu diesem Ort gehörst wie der See
In welchem wir so oft badeten und dachten die Welt gehöre nur uns, wenn wir es so wollten
Dass die Sonne nur für uns scheint, für zwei alberne Jungen, die viel zu spät erkannten
Dass Liebe nicht für sie bestimmt war, nicht, dass sie diese nicht empfanden,
Sondern dass sie einfach nicht auf ihre Seite war
Ich erinnere mich
So genau an diesen Moment, an dem wir uns für etwas entschieden, von dem ich bis heute nicht weiß,
Ob es die richtige Entscheidung war
An deine Hand, welche mich im Wasser suchte und an dich zog
An dich, der so warm war, dass ich nicht anders konnte, als mich im kalten Wasser an dich zu schmiegen
Und an deine süffisanten Lippen, die sofort wussten, ich könnte ihnen nicht widerstehen
Und mich deshalb so bestimmt küssten
So wie du es immer tust
Weil meine Augen von unserer ersten Begegnung an meine Liebe für dich verrieten
Dieser Moment im See gehöre für immer uns, hast du gesagt
Ohne zu wissen, dass ich ihn sofort eingetauscht hätte
Für dich an meiner Seite und nicht nur in diesen Wochen im Sommer
Sondern für immer
Jahr für Jahr sahen wir uns dort
Jeden Sommer wuchs meine Liebe für dich, obwohl ich immer schwor, sie könnte nicht größer sein
Diese Liebe, welche mich fasst in den Wahnsinn trieb
Da sie nur im Sommer real war, wenn wir uns sahen
Auf Bäume stiegen, um unseren Platz zu sehen
Der einzige Ort, an dem unsere Verbindung wirklich schien
Und nicht wie die lebhafte Einbildung eines verträumten Jungen
Obwohl ich oft zitternd aufwachte und fürchtete, dass du nur ein Traum warst
Selbst deine Stimme während unserer seltenen Telefonate konnte mir nie ganz die Angst nehmen
Der Gedanke, dass du nicht real wärst, hat mir unzählige schlaflose Nächte bereitet
Und die Momente, in denen ich aus dem Auto stieg und dich an eurem Bungalow stehen sah
Fühlten sich an, als ob man mir den gesamten Himmel von den Schultern nahm
Welchen ich bis dahin wie Atlas seit Ewigkeiten als endlos schwere Last auf mir trug
Wir mussten immer vorsichtig sein
Unsere Blicke verstecken und spielen
Spielen, das wir so sind, wie wir nie wieder sein konnten
Befreundet
Das war seit dem Kuss im See keine Option mehr
Du wusstest, dass wir uns dadurch für viel mehr entschieden, als wir jemals sein konnten
Es war mir nie bewusst, aber ich liebe dich seit unserem ersten Tag
Als der Himmel lila war und die Wärme auf meinen blassen Armen prickelte
Deine Sommersprossen mir direkt ins Auge fielen
Und sich wahrscheinlich direkt in mein Gedächtnis brannten
Genau wie du, meine große Liebe, die ich immer noch nicht greifen kann
Bei der ich immer noch fürchte, sie nie erlebt zu haben
Seit ich dich das letzte Mal sah, dort im See
Wo wir uns das erste und tausend weitere Male küssten
Und dort, wo du deinen letzten Atemzug getan hast, dort, wo ich neben dich sank
Und nichts anderes wollte als sterben, neben dir
Neben dem Menschen, den ich mehr liebe als alles andere
An diesem Ort, wo für uns alles begann und alles endete.
Autorin: Fabienne Friedel
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