Prokrastination: Die Endgegnerin in der Klausurenphase

Es ist Januar – die Klausurenphase rückt unaufhaltsam näher. Bereits jetzt werden Vorträge gehalten und fleißig Lernzettel geschrieben. Doch die Prüfungsvorbereitung bringt immer wieder Herausforderungen mit sich: Wer kennt sie nicht? Die Prokrastination – ständige Begleiterin in der Lernphase vieler Studierender. Aber warum neigen wir überhaupt dazu, Aufgaben aufzuschieben? Was können wir dagegen tun? Und warum hat das Prokrastinieren eigentlich einen so schlechten Ruf?

Du nimmst dir vor, eine Vorlesung nachzuarbeiten, Lernzettel zu erstellen oder Übungsaufgaben zu machen und hast fünf Stunden später stattdessen deinen Kühlschrank geputzt, dein Zimmer zum dritten Mal umgestellt oder eine Serie geschaut.

Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Prokrastination etwa „auf morgen verschieben“. Wenn wir prokrastinieren, verbringen wir unsere Zeit häufig mit sogenannten Ersatzhandlungen. Diese bringen uns einen sofort wahrnehmbaren, positiven Effekt: Du putzt den Kühlschrank, der Kühlschrank ist sauber. Gleichzeitig löst das Prokrastinieren eine kurzfristige Erleichterung in uns aus, da die nervige Aufgabe für kurze Zeit aus der Sichtweite verwindet. So werden wir für das Prokrastinieren belohnt, wodurch jene zu einer sich wiederholenden Tätigkeit, zu einer Routine, wird.  

Gründe fürs Prokrastinieren

Die Ursachen von Prokrastination sind vielfältig: 

Zum einen können Versagensängste ein Grund für ständiges Aufschieben ungeliebter Aufgaben sein. Dies ist der Fall, wenn man sich als Person stark mit seiner erbrachten Leistung identifiziert. So definiert man seinen Selbstwert mit jener Leistung, wodurch ein enormer Druck entsteht. Infolgedessen kann Prokrastination als eine Art Selbstschutz gedeutet werden, welche die Konfrontation mit deiner eigenen Leistung vermeiden soll.

Aber auch unrealistische Leistungsansprüche können Auslöser von Prokrastination sein. Auch eine wesentliche Rolle spielt der Wille, unangenehme Emotionen, die durch das Bearbeiten von als langweilig oder nervig wahrgenommenen Aufgaben entstehen, zu vermeiden. Demzufolge stellen prokrastinierende Menschen das Bedürfnis, negative Emotionen zu beseitigen über die tatsächliche Erledigung der Aufgabe.

Beim Prokrastinieren delegiert man die Aufgaben an das „zukünftige Selbst“. Dieses wird oft als eine außenstehende Person wahrgenommen, was dazu führen kann, dass unser Workload der Zukunft, welcher mit zunehmender Prokrastination auch immer höher wird, ausgeklammert wird.

Was hilft gegen Prokrastination?

Es gibt viele Möglichkeiten, gegen Prokrastination vorzugehen. Hier findest du eine kleine Auswahl: 

Erstelle eine To-Do-Liste

Hast du eine ganze Reihe an Aufgaben, die erledigt werden müssen, fange an, die Aufgaben auf einer To-Do-Liste nach Dringlichkeit und Relevanz zu priorisieren. So wird die unbezwingbare Masse an Aufgaben zu einer ordentlichen Abfolge, bei der es leichter ist, einen Einstieg zu finden.

Unterteile deine Aufgabe in Einheiten

Das Unterteilen in einzelne Einheiten lässt die Aufgabe weniger groß und aufwändig wirken. Zudem siehst du an den Einheiten konkrete Handlungsschritte, was dazu führt, dass die Hemmschwelle, mit der Aufgabe zu beginnen, sinkt.

Vermeide Ablenkungen

Eliminiere mögliche Störfaktoren wie Social Media Apps aus deinem Arbeitsumfeld.

Dein Selbstwert entspricht nicht deiner Leistung

Rufe dir stets ins Gedächtnis: Du bist nicht das Ergebnis deiner Aufgaben. Dein Abschneiden bei bestimmten Aufgaben definiert nicht deine Fähigkeiten und schon gar nicht dich als Person. 

In der Prokrastinationsspirale

Letztendlich bewahrt Prokrastinieren uns nicht vor unangenehmen Gefühlen beim Bewältigen unschöner Aufgaben, sondern sorgen vielmehr für Bedrückung:  Schuldgefühle und Selbstvorwürfe im Zusammenhang mit ständigem Aufschieben sind keine Seltenheit. Dies kann zu weiterem Stress führen, welcher oft mit mehr Prokrastination beantwortet wird – ein Teufelskreis entsteht. Daher ist es sinnvoll, gar nicht in die Spirale der Prokrastination abzurutschen und anstehende Aufgaben sofort zu erledigen.

Aber ganz ehrlich: Jede:r kennt Prokrastination und in einem geringen Maße ist es weder schlimm noch der Weg in eine Abwärtsspirale. Die eigene Leistungsfähigkeit ist nicht jeden Tag gleich hoch. Beeinflusst wird sie beispielsweise durch die Schlafqualität oder die allgemeine körperliche Verfassung.

Zudem bedeutet Prokrastinieren nicht, sich Zeit für Pausen und Entspannung zu nehmen. Wer bewusst eine Auszeit braucht, sollte sich die nicht nehmen lassen.

Prokrastination kann auch helfen?

Erstaunlich ist, dass Prokrastination auch Vorteile mit sich bringen kann: Forschende haben herausgefunden, dass Prokrastination auf die eigentliche Aufgabe vorbereitet, da wir uns mental auf diese Tätigkeit vorbereiten können. So besteht die Möglichkeit, durchdachter an eine Aufgabe heranzugehen, wenn man diese dann ausgeführt wird.

Natürlich muss dies nicht so sein. Eine Deadline zu verpassen oder einfach keine Zeit mehr zu haben, eine Aufgabe ausführlich und ordentlich genug auszuführen, ist nicht ausgeschlossen.

Prokrastination kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein – und so auch unterschiedlich starke Auswirkungen auf den Alltag und die Lernsituation annehmen. Wer bei sich selbst erhebliche Einschränkungen durch Prokrastination beobachtet, kann sich auch an professionelle Beratungsstellen wenden. Auch kann starkes Prokrastinieren eine Begleiterscheinung von psychischen Krankheiten oder psychischen Störungen sein.

Autorin: Antonia Faupel
Bild: freepik

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