Shiny Flakes – Schwerverbrecher oder Superstar?

Kurz nach dem Erscheinen der dritten Staffel der Kultserie „How to sell Drugs online (fast)“ im Juli 2021 schiebt der Streaming Anbieter Netflix Anfang August einen Doku-Film hinterher, der sich mit den wahren Begebenheiten befasst, auf denen „How to sell Drugs online (fast)“ basiert. Die Netflix-Serie bewegt sich rund um den Schüler Moritz (gespielt von Maximilan Mundt), der aus seinem Kinderzimmer heraus, per Online-Shop, Drogen verkauft. Das hört sich im ersten Moment an, als hätten die Drehbuchautor:innen ein wenig zu viel Fantasie gehabt. Umso erstaunlicher ist es, dass es den Fall des „Kinderzimmer-Dealers“ tatsächlich gegeben hat. Die Doku „Shiny Flakes – The Teenage Drug Lord“ (Regie: Eva Müller, Michael Schmitt) präsentiert Details rund um den Fall des Maximilian Schmidt, nachgestellt in Leverkusen.

Was passiert?

Dezember 2013 in Leipzig: Maximilian Schmidt, damals 19 Jahre alt, kommt durch Online-Chats im Darknet auf die Idee, einen Online-Shop für illegale Drogen und verschreibungspflichtige Medikamente aufzuziehen. Der Film erzählt die Geschichte von vorn und zeigt in nachgestellten Szenen detailgetreu seine Vorgehensweisen. Maximilian S. stellt diese Szenen höchstpersönlich nach. In Abwechslung mit Interview-Szenen mit ihm, seinem Strafverteidiger; dem ehemaligen Präsidenten des LKA Sachsens und anderen Beteiligten im Prozess, schildert der „Teenage Drug Lord“ seine kriminellen Machenschaften.

Doku fühlt sich fast wie ein Krimi an

Die Machart des Films ist äußerst clever. Wie auch schon der fiktive Vorgänger „How to sell Drugs online (fast)“ ist die Doku sehr schnelllebig. Bestehend aus vielen Drehort- und Einstellungswechseln, mit zügigem aber angenehmen Tempo, wird es nie langweilig, den Fall des Maximilan S. nachzuerleben. Seine Darstellung bleibt urteilsfrei, sodass jeder sich sein Urteil selbst bilden kann.

Schwerverbrecher oder Superstar?

Viele werden sich nicht davon freisprechen können, einen Hauch der Faszination für dieses unglaubliche Unterfangen zu empfinden. Als Teenager ein internationales Online-Unternehmen aufzubauen und das mit letztendlich ca. 150 Bestellungen und 100 000 Euro Umsatz am Tag, scheint erstmal beachtlich. Untermalt durch Schmidts souveräne und sprachgewandte Interviewszenen, die wohlwollenden Worte seines Strafverteidigers und das Lob seiner ehemaligen Arbeitgeber:innen, entsteht eine gewisse Sympathie für den Protagonisten. Komplett konträr dazu, wird einem vor Augen geführt, was für kriminelle, gewissenslose und gefährliche Geschäfte Maximilian Schmidt abgezogen hat. Besonders die Interviews mit dem ehemaligen Präsidenten des LKA Sachsen, Petric Kleine, verdeutlichen nochmal sein reueloses Verhalten. Kleines und Schmidts Interviews im Wechsel wirkt fast, als würden sie sich duellieren. Der Spannungsfaktor und die Unterhaltung ist dadurch sehr groß, besonders bezüglich der spektakulären Festnahme des Dealers. Mit rund einer Tonne illegaler Drogen ist das 2015 (14 Monate später) eine der größten Beschlagnahmungen deutschlandweit.

Anschauen oder nicht?

Shiny Flakes hat kurz nach Veröffentlichung der dritten Staffel „How to sell Drugs online (fast)“ die perfekte Hype-Welle erwischt. Alle Serienfans wollen mehr und sind interessiert am Fall des „Teenage Drug Lord“. Den Regisseur:innen der Doku gelingt es gut, eine Balance zwischen Faszination und absolutem Entsetzen zur erzeugen. Die Frage ist: Ist es grob fahrlässig einem Schwerverbrecher eine Heldenbühne zu bauen? Um sich diese Frage und alle anderen zu diesem spektakulären Fall zu beantworten, lohnt es sich, „Shiny Flakes – The Teenage Drug Lord“ auf Netflix zu streamen. Und wer weiß, vielleicht bleibt es ja nicht bei einem Teil dieser Dokumentation.

Autorin: Josefine Schöpe
Bildquelle: pexels.com

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