Unter dem Motto „Graphic Novel – Die Kunst (aus)gezeichneter Geschichten“ fand am 17. November der 29. Tag der Verlage statt. Zu Gast waren in diesem Jahr fünf tolle Verlage und das endlich wieder live vor Ort, nachdem in den letzten Jahren nur Online-Veranstaltungen möglich waren.
Vom Animationsfilm zur Graphic Novel
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Julia Zejn als Keynote Speaker. Sie ist Illustratorin und Autorin und hat bisher neben zwei bereits veröffentlichten Graphic Novels, die beim Avant Verlag erschienen sind, auch einige kleine Comicprojekte selbst produziert.
In ihrer ersten Graphic Novel „Drei Wege“, die 2018 erschienen ist, geht es um drei Frauen, deren Geschichten in einem Abstand von jeweils 50 Jahren spielen. 1918, 1968 und 2018. Die politischen Themen aus diesen Zeiten fließen dabei jeweils mit ein, wobei die Autorin betonte, dass der Fokus auf den Personen und ihren persönlichen Entwicklungen liegt. Um die drei Geschichten voneinander zu unterscheiden, da immer wieder zwischendurch gewechselt wird, soll das Farbkonzept helfen, das jeweils leicht unterschiedlich ist für jede der drei Geschichten.
In „Andere Umstände“, Zejns zweiter 2021 veröffentlichter Graphic Novel, geht es um das Leben der Endzwanzigerin Anja, ihre Beziehung mit ihrem Freund Olli und wie sie sich, nachdem sie ungewollt schwanger wird, für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet. Dass auch über dieses Thema gesprochen wird, ist der Autorin ein besonderes Anliegen.
Zejn erzählte aber nicht nur von ihren Projekten, sondern gab auch spannende Einblicke in die Art und Weise wie sie arbeitet und wie sie überhaupt zum Comiczeichnen kam. Das war nämlich nicht schon immer ihr Traum. Erst nachdem ein Animationsfilmprojekt scheitert, nimmt sie an einigen Workshops und 24 Stunden Comics teil und entdeckt so die Liebe zum Comiczeichnen.
Vorstellung der fünf Verlage
Nach der Eröffnung durch Julia Zejn hatten die Vertreter der fünf Verlage jeweils 20 Minuten Zeit sich und ihren Verlag vorzustellen. Begonnen hat Dirk Rehm von reprodukt. Sein Verlag mit Sitz in Berlin versteht sich als Autor:innen-Verlag, der seinen Autor:innen treu bleibt. Er sprach unter anderem über die Problematik, dass viele deutsche Comiczeichner:innen leider nicht allein davon leben können. Sein Wunsch ist es, dass möglichst viele Menschen Comics lesen.
Er übergibt das Wort an den Vertreter von Loewe Graphix, den Verlagsleiter des Loewe Verlags, Christoph Gondrom. Das erst in diesem Jahr gegründete Imprint, ist damit der Newcomer in dieser Runde. Ihr Konzept ist es, Hardcover-Titel mit lebhaften Geschichten für Kinder und Jugendliche zugänglich erzählt zu publizieren und das zu attraktiven Preisen. Geplant sind fünf bis acht Titel je Programm. Besonders interessant war auch, was er zu Heartstopper und dessen Produktion erzählen konnte.
Max Schlegel vom Splitterverlag war dann als nächstes in der Runde am Zug. Veröffentlicht werden ungefähr 18 bis 22 Novitäten pro Monat, wobei ein Großteil der Lizenzen aus Frankreich stammt. Sie produzieren ausschließlich im Hardcover und das komplett in Deutschland. Der Verlag hat ein breites Programm für Erwachsene, von Science-Fiction über Horror bis Fantasy. Zudem betreiben sie einen Podcast mit dem Namen „Splittercast“.
Der vierte Gast war Panini, vertreten durch Steffen Volkmer. Bekannt vor allem für die amerikanischen Superheldencomics, wird Panini auch gern als Superheldenverlag bezeichnet. Neben diesen publizieren sie auch Graphic Novels und Mangas und kommen so auf 50 bis 70 Titel pro Monat. In diesem Jahr wurde Daniela Schreiters Graphic Novel „Lisa und Lio“ der Max-und-Moritz-Preis verliehen, der als Oscar unter den Comic-Preisen zählt.
Als letzter Gast stellt sich Edmund Jacoby von Jacoby & Stuart vor. Das Verlagshaus ist kein Comic-Verlag, publiziert aber unter anderem auch Wissenschaftscomics und politische Comics, was ein guter Kontrast zu den anderen Verlagen ist. So erzählte er von der Graphic Novel „Economix“ oder auch dem Graphic-Memoir „Flying Couch“. Er verfolgt das Motto, dass nicht nur das veröffentlicht werden soll, was die Leser:innen wollen, sie sollen auch bestimmte Bücher lesen.
Comic, Comic-Buch oder Graphic Novel?
Nach der Vorstellung der Verlage freuten sich alle auf die Pause und das reichliche Buffet, für das Studierende unseres Studiengangs Buch- und Medienwirtschaft aus dem Erstsemester gesorgt haben. Für das Gewinnspiel – die Aufgabe war die Darstellung des eigenen Lebens als Graphic Novel-Buchcover – machten sich nebenbei alle fleißig ans Zeichnen, wobei jede:r am Ende zu den fünf Gewinner:innen zählen wollte, da es neben allerlei Goodies auch Bücher der Verlage in den Gewinnertaschen zu gewinnen gab. Anschließend wurde die Podiumsdiskussion eröffnet, in der es unter anderem um die Nutzung der unterschiedlichen Begriffe für Graphic Novel ging. Dabei kam heraus, dass jede:r eigene Definitionen und Favoriten hat, was aber auch so in Ordnung ist. Weitere Themen waren noch die Zielgruppen sowie Marketingmaßnahmen.
Mit der Bekanntgabe der Gewinner:innen des Gewinnspiels endete der diesjährige Tag der Verlage. Und das mit vollem Erfolg. Ein großes Lob geht an unsere Kommiliton:innen vom Schwerpunkt Kommunikationsmanagement, die seit Monaten alles für diesen Tag vorbereitet haben und mit dafür gesorgt haben, dass sich alle Teilnehmenden noch lange positiv an diesen Tag erinnern werden.
Autorin: Lisa Schweizer
Bildquelle: Lilli Vornweg