ChatGPT und Google AI als ständige Begleiter des Lebens sind fast nicht mehr wegzudenken. Sie verkürzen die lästige Suche nach nützlichen Informationsquellen und antworten auf spezifische Fragestellungen in wenigen Sekunden mit aussagekräftigen Zusammenfassungen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Aufwand. Besonders als Schüler:in oder Student:in bevorzugt man in der Regel bequeme Alternativen anstatt stundenlanger Eigenrecherche in der Bibliothek. Künstliche Intelligenz bietet genau das: Arbeitserleichterung. Was ist aber, wenn KI in der Lage wäre nicht nur akademische Arbeiten, sondern auch den kreativen Kern unserer Gesellschaft zu beeinflussen?
Einige kennen die Situation möglicherweise: die Verwandten entscheiden sich, ein Bild mit einem netten Spruch im WhatsApp-Status oder auf Facebook zu posten. In vielen Fällen ist es ein feiertagsbegründeter Gruß, den sie von Bekannten geschickt bekommen oder auf Google gefunden haben. Doch in den vergangenen Jahren erschlossen sich neue Möglichkeiten diese Bilder schnell selbst zu erstellen. Durch KI-Bildgeneratoren, wie sie unter anderem Midjourney oder Stable Diffusion anbieten, können die zu überbringenden Nachrichten deutlich einfacher erstellt und personalisiert werden. Es reicht eine kurze Textbeschreibung an die künstliche Intelligenz und innerhalb kurzer Zeit wird eine Bilddatei nach den angegebenen Kriterien der „Ersteller:innen“ fertiggestellt. Diese können im Nachhinein sogar noch spezifischere Änderungen, wie die Repositionierung oder das Ersetzen einzelner Bildinhalte vornehmen.
Inwiefern stellt das nun aber ein Problem für das Kulturgut Kunst dar?
Bei dem Generieren eines solchen Bildes werden die Inhalte aus veröffentlichten künstlerischen Erzeugnissen des Internets genutzt. Das bedeutet, dass die KI lediglich „Puzzlestücke“ aus bereits bestehenden Illustrationen oder Grafiken ausschneidet und sie dann in einem Bild wieder zusammenfügt. Dies hat zur Folge, dass somit das Urheberrecht zahlreicher Künstler:innen verletzt wird. Schließlich handelt es sich nicht um eine eigens hervorgebrachte Schöpfung. Es ist debattierbar, inwiefern sich die Urheber:innen durch ein KI-generiertes WhatsApp-Bild bestohlen fühlen sollten, jedoch geht die Thematik über den familieninternen Statusbeitrag hinaus. Heikel wird es, wenn man über die Menschen nachdenkt, die eine Chance darin sehen Künstler:in zu werden, ohne ihr eigenes Können unter Beweis zu stellen zu müssen. Diejenigen, die nicht jahrelang eine Tätigkeit wieder und wieder trainieren möchten und dennoch über Nacht Meisterwerke auf die Leinwand bringen wollen. Inwiefern kann man Malereien noch als Teil menschlicher Kultur betrachten, wenn sie von einer Bildgeneratoren-Software erstellt wurden? Wo liegt die Grenze zwischen vermeintlichem Talent und ehrlicher, harter Arbeit? Fakt ist: Bisher sind Computer noch nicht in der Lage, ohne die Vorgabe von Daten zu agieren. Ein Mensch dagegen kann über sich hinauswachsen und Neues erschaffen. Es ergibt sich eine zunehmende Notwendigkeit, den kulturellen Wert der Kunst zu erhalten und zu versuchen, die menschliche Fähigkeit des kreativen Ausdrucks auf Papier, Leinwand oder digitaler Canvas beizubehalten. KI-Tools können den Prozess des kreativen Schaffens zweifellos bereichern, sollten sich jedoch nicht als monopolistischer Ersatz analoger Kunst durchsetzen.
Die Verwendung von Bildgeneratoren im kommerziellen Bereich
Besonders große Konzerne, unter anderem auch Verlage, nutzen bereits KI-Tools, um beispielsweise Werbebilder zu erstellen. Es ist unbestreitbar, dass sich dadurch die Kosten für die Anstellung von Grafikdesigner:innen oder Illustrator:innen auf Dauer verringern lassen, jedoch spart man bei dem Abonnement einer Bildgeneratoren-Software auch an künstlerischer Integrität und den Kompetenzen, die für ein professionelles Auftreten eines seriösen Unternehmens auf dem Markt essenziell sind. Weiterführend fällt bei längerer Betrachtung KI-generierter Bilder auf, dass diese noch nicht die Qualität derjenigen Grafiken aufweisen, die manuell von Menschen hervorgebracht wurden. Ob leicht verwaschene Linien, unnatürliche Proportionen oder fehlende Bildobjekte, bisher hat künstliche Intelligenz es noch nicht geschafft, den Charakter menschlicher Kreationen perfekt zu kopieren – sie versucht lediglich diesen zu imitieren. Der Fortschritt, der durch Chat GPT und Co ermöglicht wird, sollte selbstverständlich nicht unterminiert werden. Vielmehr braucht es eine klare Vorstellung davon, in welchen Bereichen des Lebens und Arbeitens sie Nutzen finden können, ohne die Menschlichkeit und kulturellen Strukturen zu verdrängen. Aktuell zeigt sich beispielsweise noch eine gewisse Abneigung der Käufer:innen gegenüber Büchern, deren Coverdesigns von einer Software erstellt wurden. Das liegt daran, dass die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine auf Papier bis dato noch erkennbar sind. Jedoch verschwimmt die Grenze, besonders in der Kunst, immer stärker und es ist nicht auszuschließen, dass in wenigen Jahren eine Differenzierung der beiden Seiten mit bloßem Auge nicht mehr möglich sein wird.
Autorin: Lara Dombrobst
Bild: Pixabay