Der Report der Magd von Margaret Atwood

„Nolite te bastardes carborundorum – Lass dich von den Bastarden nicht unterkriegen. „

Stell dir vor, du hast keinen Namen, keine Identität und kein Recht auf deinen eigenen Körper. In Deutschland ist das heutzutage schwer vorstellbar, aber für viele Menschen auf der Welt ist das leider immer noch bittere Realität. Margaret Atwoods Roman „Der Report der Magd“ beschreibt das Leben einer jungen Frau in einer Welt, in der ihr jegliche Selbstbestimmung genommen wurde und sie nur noch eine einzige Aufgabe hat. Fortpflanzung.

„Der Report der Magd“ hat eine ganze Generation geprägt und obwohl das Buch bereits 1985 erschienen ist, lässt er uns auch heute nicht los.

Es gibt viele Bücher die berühren, aber wenige die so einen anhaltenden Effekt auf die eigene Denkweise besitzen wie dieses.

Vor den Ereignissen der Geschichte hatte Desfred ein durchschnittliches Leben mit einer Familie, einer Karriere und einem Namen. Doch als es in Amerika zum Bürgerkrieg kommt und eine fanatische Regierung die Macht ergreift, ändert sich ihr Leben schlagartig. Da Giftstoffe in der Luft viele Frauen unfruchtbar gemacht haben, wird die Fortpflanzung zum größten Problem des Landes. In der Republik Gilead, die aus dem zerstörten Amerika entstanden ist, besitzen Frauen keinen freien Willen oder Individualismus mehr und werden in drei Kategorien unterteilt: die Ehefrauen, die Dienerinnen und die Mägde, welche für die Fortpflanzung zuständig sind.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Desfred, die von ihrer Familie getrennt und aufgrund ihrer Fruchtbarkeit zu einer Babyproduktionsmaschine gemacht wird. Die Frauen werden den führenden Männern des Landes zugeteilt und nehmen durch den Zusatz von „Des“ den Namen desjenigen an, dem sie dienen und dessen Kind sie bekommen müssen.

Wir waren die Leute, über die nichts in der Zeitung stand. Wir lebten auf den leeren weißen Stellen, an den Rändern. Das gab uns mehr Freiheit. Wir lebten in den Lücken zwischen den Geschichten.“

Einen Moment beschäftigen sich Menschen wie Desfred noch mit alltäglichen Problemen und im nächsten befinden sie sich inmitten eines Bürgerkrieges, indem jeder ihrer Schritte überwacht wird.

Die Protagonistin ist ein sympathischer Charakter, der den Leser gefährlich nah an die Geschehnisse heranführt und durch viele Rückblenden zeigt, wie sich die schrecklichen Dinge der Gegenwart für die meisten fast unbemerkt entwickelten.

Es entsteht ein einzigartiger dystopischer Roman, der einem die Augen öffnet und zum Nachdenken anregt.

„Der Report der Magd“ ist sowohl eine Geschichte der Unterdrückung als auch eine Warnung. Margaret Atwood agiert als furchtlose Botschafterin, die nicht davor zurückschreckt über grausame Wahrheiten zu berichten. Laut der Einleitung erfand sie keine Regeln oder Strafen für die Menschen in ihrem Buch, sondern nahm nur die furchtbaren Grausamkeiten unter denen Frauen auf der ganzen Welt im Laufe der Jahrhunderte leiden mussten als Vorlage. Somit erschafft die Autorin eine Wirklichkeit, die umso erschreckender ist, weil sie der unseren so sehr ähneln könnte.

Margaret Atwood ließ mich vollkommen in ihrer düsteren Geschichte versinken, die in zu vielen Aspekten an unsere Realität erinnert. Das schreckliche Porträt einer möglichen Zukunft dient sowohl der Warnung als auch der notwendigen Erinnerung an unsere jüngere Geschichte. Es muss beachtet werden, dass dieses Buch keine leichte Lektüre ist, aber dafür enthält es eine wichtige Botschaft. Bürgerrechte sind schwer zu gewinnen und umso leichter zu verlieren.

Dieses Buch gilt nicht ohne Grund als Klassiker, denn Margaret Atwood gelingt es, viele wichtige Themen anzusprechen und provokante Fragen über unsere Gesellschaft aufzuwerfen. 2017 gewann sie außerdem den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

„Der Report der Magd“ ist eines von jenen Büchern, die einem noch lange in Erinnerung bleiben und eine mächtige Wirkung innehaben. Bücher haben mich in der Vergangenheit schon oft bewegt, aber wenige haben mich so sehr emotional gefesselt.

Auch wenn die Geschichte nicht einfach zu lesen ist, verdient sie es gehört zu werden.

Autorin und Bildquelle: Lisa-Maria M.

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