Der Tag der Verlage an der HTWK Leipzig beginnt mit den Worten von Lothar Sand des Börsenvereins. „[…] glauben Sie nicht, nur weil Sie jung sind, dass Sie in der Verlagsbranche nichts zu sagen haben.“
Heroes of Publishing – Der Tag der Verlage, ehemals Kleinverlegertag, hat seit diesem Jahr einen neuen Namen, den sich die Studierenden des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft mit dem Schwerpunkt Kommunikationsmanagement überlegt und umgesetzt haben. Lothar Sand sagt dazu: „[…] Der Kleinverlegertag brauchte einen neuen Titel und dieser ist wirklich sehr gut gewählt. Heroes of Publishing weckt einen gewissen Spirit. Die Buchbranche hat einen dezenten Auftritt, doch durch den Namen wird genau dieser Spirit gestärkt.‘‘
Der Tag steht ganz unter dem Motto der LGTBQ+ – Community: „Stolz ohne Vorurteil – Queere Bücher und Büchermacher“.
Aber warum genau das Thema?
„Dieses Thema ist aktuell und wichtig, es muss darüber geredet werden. Der Tag soll somit zu einem Schritt in die bessere Richtung führen“, so Laura Tischer, die gemeinsam mit Ferry Götze die Moderation übernahm. Gäste des diesjährigen Tag der Verlage sind, passend zur Themenwahl, der Querverlag aus Berlin, sowie der Größenwahn Verlag und MAIN Verlag aus Frankfurt am Main. Alle drei Verlage haben sich auf queere Bücher spezialisiert.
Der Querverlag wird vertreten durch Herrn Lippuner, einen freien Mitarbeiter des Verlages. Das Verlagsprogramm ist bunt gefächert mit lesbischer und schwuler Belletristik, Sachbüchern und Kriminalromanen. Geführt wird er in der Doppelspitze von Ilona Bubeck und Jim Baker, welche ebenfalls homosexuell sind. Gegründet 1995, war er der erste schwul/ lesbische Verlag Deutschlands.
Der Größenwahn Verlag wird vertreten durch den Verleger Herrn Sampsounis. Der Verlag entstand aus einer Laune heraus und trägt den gleichen Namen wie das Café‘ Größenwahn, welches ebenfalls unter der Leitung von Herrn Sampsounis steht und hauptsächlich homosexuelle Gäste bewirtet. „Mut zum Verlassen des Mainstreams, mit Sinn für Schräges“, dafür steht der Verlag. 2009 wurde er gegründet und ist ein 1-Mann- Verlag mit zahlreichen Mitarbeiter*innen und Praktikant*innen.
Der MAIN Verlag, vertreten durch Herr Tews und Frau Zwiesel, wurde 2010 gegründet und ist somit der jüngste Verlag in der Runde. Geführt wird er von Wolfram Alster. Das Verlagsprogramm ist weit gefächert, von Romance, New Adult, über Fantasy, bis hin zu Crime. „Jeder Autor verdient es, dass seine Geschichte gehört wird. Gemeinsam sind wir stark – Love is Love‘“
Aber warum haben sich die Verlage genau auf dieses Thema spezialisiert?
„80% aller Leser sind Leserinnen. Die Frau entscheidet aber nicht welches Geschlecht die Liebe hat, es ist die Liebe!“, so Herr Sampsounis. Man möchte weg von dem ganzen Mainstream und herkömmlichen Klischees. Man versucht nicht das klassische Rollenbild zu vermitteln, Figuren sollen Vorbilder sein, Lebenswirklichkeit ist dabei wichtig.
Doch trotz des Engagements der Verlage wird es ihnen vom Buchhandel nicht einfach gemacht. Es sollte keine Rolle spielen, ob die Protagonist*innen hetero- oder transsexuell sind. Große Verlage sind überall aufzufinden, doch die kleinen müssen gesondert stehen. Ja, selbst die Kund*innen müssen bei solch einem Thema mit Samthandschuhen angefasst werden. Die Herangehensweise der Buchhandlungen ist wirklich sehr schade, denn somit werden literarische Perlen oftmals nicht gefunden. Ebenso ist es finanziell eine große Hürde, denn kleine Verlage steht wenig Geld zur Verfügung. In Deutschland mangelt es an Hilfsbereitschaft, den „Kleinen“ unter die Arme zu greifen. „Wir machen Kultur und Kultur sollte gefördert werden!“
Wie geht man aber mit der vorhandenen Kritik hinsichtlich der Bücher und auch des eigenen Verlages um?
Es gibt immer Menschen die damit nicht umgehen können und oft bekommen das vor allem die Autor*innen zu spüren. Für den Verlag heißt das, dass sie für ihre Autor*innen einstehen müssen, immer für sie da sind und sie auffangen. Leider gibt es zum Teil ausgepärgte Homophobie immernoch, mit der sie gezwungen sind umzugehen, aber einfach ist es dennoch nicht.
Nichts desto trotz brauch dieses Thema viel Aufmerksamkeit, gerade wieder in der heutigen Zeit. Frau Zwiesel vom MAIN Verlag sagt dazu: „Für meine Autor*innen schlägt mein Herz. Mit dem was sie zu sagen haben, helfen sie anderen Menschen.“
Für die Zukunft lässt sich sagen, dass LGTBQ+ mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit bedarf. Es sollte eine Toleranz auf der ganzen Welt herrschen, um überall angstfrei mit diesem Thema arbeiten zu können.
Geheimtipps von Heroe zu Heroe:
- Seid ehrlich, leidenschaftlich, kreativ und offen.
- Lasst euch nicht verbiegen und glaubt an euch.
- Lest Bücher, viele Bücher, egal welche, Hauptsache lesen, denn es macht den Blick frei und zeigt einem was fehlt und das was fehlt, dass macht/schafft ihr einfach selbst.
„Ich bin froh, dass es eine junge Zukunft gibt und die Verlagsbranche weiter mit jungen Menschen Zuwachs bekommt. Und somit an euch alle: Kommt her und macht uns groß!“, so Herr Sampsounis
Wir alle sollten Heroes of Publishing werden!
Autorin: Eileen Abe
Bildquelle: Leipziger Lerche