Palmöl & Plätzchen – Wie sie unsere grünen Lungen zerstören

Es ist Weihnachtszeit. Die Nacht wird erleuchtet von zahllosen goldenen Lichtern, die in den Fensterläden der Gebäude funkeln und die Balkone schmücken. In den Einkaufsläden warten kleine Weihnachtsmänner geduldig in den Regalen und die Straßen sind gefüllt von Menschen, die hastig noch die letzten Weihnachtsgeschenke für ihre Liebsten zusammensammeln. Für viele ist es eine herrliche Zeit, gefüllt mit dem Duft von Keksen, Teig und Puderzucker. Doch gerade jetzt nutzen Unternehmen dies aus, um in Hülle und Fülle Produkte zu verkaufen, in denen eine bestimmte Zutat enthalten ist, die die Schuld an der Abholzung eines großen Teils des Regenwaldes trägt: Palmöl.

Was ist eigentlich Palmöl?

Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Früchte gewonnen, die an Ölpalmen wachsen und gilt als das günstigste und am meisten produzierte Pflanzenöl auf dem Weltmarkt. Neben Palmöl gibt es auch noch das Palmkernöl, welches aus den Kernen der Früchte gewonnen wird. Damit eignet es sich perfekt zur Produktion von billiger Massenware und steckt in einem Großteil der Produkte aus unseren Supermärkten und Drogerien. In Deutschland wird es primär für Biodiesel verwendet, dicht gefolgt von Nahrungs- und Futtermitteln, während der restliche Anteil für pharmazeutische Produkte oder Reinigungsmittel genutzt wird. So prognostiziert die USDA (U.S. Department of Agriculture) für 2022/23 in der Europäische Union einen Palmölverbrauch in Höhe von 5,8 Millionen Tonnen, wovon laut dem WWF etwa 1,8 Millionen Tonnen in Deutschland verbraucht werden.

Doch was ist denn so schlimm an Palmöl?

Ursprünglich ist die Ölpalme (Elaeis guineensis) in den Regenwäldern von Westafrika beheimatet gewesen und war als Nutzpflanze bekannt. Erstmals entstanden dort, ungefähr ab dem Jahr 1908, größere Plantagen, die sich in den darauffolgenden Jahrzehnten auch in Indonesien und Malaysia entwickelt, und heute bis nach Thailand und Südamerika, ausgebreitet haben. Diese Ausbreitung hat jedoch katastrophale Folgen für die Kleinbauern und Ureinwohner: innen. Diese verlieren durch die Großkonzerne, die dort ihre Palmölplantagen anbauen, ihr angestammtes Land. Sie werden gewaltsam vertrieben und die Plantagenarbeiter: innen werden den krebserregenden Schadstoffen ausgesetzt, die bei der Raffination der Palmölfrüchte entstehen.
Weiterhin kommt es durch die Abholzung der Regenwälder zum Artensterben seltener Tierarten. Fünfzig Prozent der Orang-Utan-Population auf Borneo ist bereits ausgelöscht, von den Sumatra-Nashörnern existieren nur noch ein paar Hundert. Rund 400 Tierarten haben, aufgrund von Wald- und Brandrodung, bereits ihren Lebensraum verloren und es werden mit jedem Jahr mehr.
Doch nicht nur die Tiere, sondern auch das Klima leidet stark darunter. Zunehmend weniger Regenwald ist übrig, um das Kohlendioxid aus der Luft zu ziehen und zu speichern. Stattdessen sorgt das Verbrennen der Waldflächen dafür, dass das Treibhausgas CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt wird und den Klimawandel infolgedessen stark vorantreibt. Bereits jetzt ist nur noch knapp die Hälfte Borneos mit Wald bedeckt. Bereits jetzt hat unser Handeln verheerende Folgen für unseren Planeten. Wenn wir ungehindert so weiter machen, wird der Verlust von Artenreichtum und Biodiversität gravierend ansteigen und bald kaum noch Regenwald übrig sein!

Was können wir dagegen tun?

Im Jahr 2004 gründete die Umweltorganisation WWF den RSPO („Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“) in dem Versuch, den Palmölanbau nachhaltiger zu gestalten. Die beigetretenen Bauern, Händler: innen und Produzent: innen müssen hierbei bei ihrer Produktion festgelegte Mindeststandards erfüllen, damit Land und Tiere besser geschützt werden. Eine Möglichkeit besteht also darin, darauf zu achten, Produkte zu kaufen, die ein RSPO-Siegel besitzen. Es muss dazu jedoch gesagt werden, dass der RSPO stark in der Kritik steht und ihm zahlreiche Umwelt- und Tierschutzorganisationen vorwerfen, dass die Anforderungen für eine Zertifizierung unzureichend sind. Nach wie vor dürfen u. a. hochgiftige Pestizide verwendet werden und es bestehen Vermutungen, dass auch die Mindeststandards nicht immer von den Mitglieder: innen eingehalten werden. Es empfiehlt sich also vor allem darauf zu achten, weniger verarbeitete Lebensmittel zu kaufen und nach palmölfreien Alternativen Ausschau zu halten. Besonders jetzt in der Weihnachtszeit bietet es sich an, sich gemeinsam mit den Liebsten selbst mal am leckeren Weihnachtsgebäck zu versuchen und die mit Palmöl hergestellten Fertigprodukte in den Regalen zu lassen.

Autorin: Jolyn Stenschke

Bildquelle: Achim Halfmann (Orientierungslust) auf pixabay

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