Schullektüre ohne Dichterinnen und Denkerinnen

Wenn ich an meinen Deutschunterricht in der Schule zurückdenke, erinnere ich mich direkt an die großen Werke von Goethe und Schiller. Aber wenn ich überlege, welche Literatur wir von weiblichen Autorinnen gelesen haben, fällt mir so schnell niemand ein. Das merkt man auch, wenn man sich die Literaturempfehlungen für Schulen anschaut. Autorinnen findet man dort nur wenige. Aber warum stellt das ein Problem dar?

‘It’s Raining Men‘

Die klassische Schulliteratur wird von männlichen Schriftstellern dominiert. In der baden-württembergischen Empfehlungsliste für Gymnasien von 2019 zum Beispiel, waren 219 Titel von männlichen Schriftstellern und nur 22 von Frauen. Selbst zur Thematik „weibliche Identitätsfindung“ werden 9 Titel von Autoren und nur 4 Titel von Autorinnen empfohlen. 

Klar ist, dass es Frauen zu den damaligen Zeiten in der Gesellschaft schwer hatten, speziell wenn es um Bildung und Literatur geht. Viele von ihnen sind bis zum 20. Jahrhundert nicht mal zur Schule gegangen oder durften sich sonst irgendwie bilden. Das heißt aber nicht, dass es keine Schriftstellerinnen gab. Annette von Droste-Hülshoff, Irmgard Keun und Sophie von LaRoche sind nur einige davon. In den Literaturlisten tauchen diese aber kaum oder gar nicht auf. Auch ich selbst habe von ihnen damals wenig bis gar nichts gehört.

‘A Woman In a Man’s World’

Egal wie großartig die Werke von männlichen Schriftstellern auch sein mögen, sie stellen in Bezug auf ihr Frauenbild oft ein Problem dar: Auch wenn weibliche Charaktere in den Geschichten existieren, wurden diese von Männern bzw. aus Sicht der Männer beschrieben. Oft sind sie nur Nebenfiguren, sollten sie aber doch mal eine größere Rolle einnehmen, dann als Liebschaften oder Objekte der männlichen Protagonisten.

Natürlich sieht das heute anders aus, als Erwachsene:r erkennt man vielleicht die Problematik daran, aber für Jugendliche ist das oft nicht klar. Sie können schnell ein falsches Bild auf die Frauen in der damaligen Zeit bekommen oder merken nicht wie problematisch das Verhalten der männlichen Figuren in solchen Geschichten ist. Besprochen wird diese Problematik in der Schule natürlich nicht, viel wichtiger sind die männlichen Protagonisten, ihre Probleme und Konflikte im Verlauf der Handlung.

Für Mädchen ist es dabei normal, sich in die männliche Sicht der Figuren hineinzuversetzen, aber wie sieht es andersherum aus?  Schüler können sich wahrscheinlich nur schwer in die Sicht einer weiblichen Protagonistin, geschrieben von einer Frau, hineinversetzen und das schlichtweg nur, weil diese Bücher im Unterricht gar nicht gelesen werden.

Dass sich daran in Zukunft etwas ändern muss, sollte uns allen klar sein. Ich zumindest werde demnächst bei klassischer Literatur öfter zu weiblichen Autorinnen greifen, und ich hoffe Schulen werden das auch.

Wenn ihr mehr zu dem Thema lesen wollt, kann ich euch meine Quellen empfehlen: 

https://ant1heldin.de/lese-empfehlung-autorinnen-im-deutschunterricht

Autorin: Anna Göber

Bild: pixabay

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