Tag der Verlage 2020 – Ein Kommentar

Books for Future – Weil Bücher nicht auf Bäumen wachsen

Auch dieses Jahr sollte das Event „Heros of Publishing – Tag der Verlage“ stattfinden. Jedoch, wie alles in diesem Jahr, unter besonderen Bedienungen. Somit ist am 26 November das erste Mal eine digitale Umsetzung gestartet!

Die kreative Einleitung

Ein paar Minuten vor 10 Uhr – dem offiziellen Beginn – folge ich dem Link, der mich zu dem Livestream auf YouTube führt, über den der Event stattfinden soll. Die eingeladenen Gäste und die beiden Moderatoren, Sophie Hagemeister und Phillip Mäurer, sind schon auf kleinen Rechtecken zu sehen, verhalten sich aber leise. Die Zahl der Zuschauer springt in wenigen Minuten von 35, zu 75, bis schließlich zu 99 Zuschauern, als sich um 10:06 Uhr etwas tut.

Um das diesjährige Thema einzuleiten wird ein Video abgespielt. Theresa Spring und Daryna Bogdanova sind zu sehen, wie sie zwei sehr unterschiedliche Charaktere verkörpern. Während Daryna sich schnell Bücher auf Amazon bestellt, aus einem Coffee-to-go-Becher trinkt und die Beilagen ihrer Bücher achtlos wegwirft, liest Theresa auf ihrem E-Book, macht Spaziergänge und trinkt aus einem wiederverwendbaren Strohhalm. Die Message ist klar, einfach zu erkennen und doch kreativ umgesetzt. Der Tag der Verlage 2020 beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit in der Buchbranche.

Danach werden wir von Phillip willkommen geheißen und Sophie geht den Ablauf des heutigen Tages durch. Auch bedankt sie sich bei den Sponsoren und da Lothar Sand, vertretend für den Börsenverein des deutschen Buchhandels, anwesend ist, ergreift er kurz das Wort. Nach Worten des Danks seinerseits folgt auch das Lob an die beteiligten Student*innen, dass er „[…] den Eindruck hat, hier sind Profis am Werk“.

Eine kritische Note für den Anfang

Die Eröffnungsworte übernimmt dieses Jahr Tobias Ott, Geschäftsleiter der Pagina-GmbH. Da es der 27. Tag der Verlage ist, erwähnt er, dass allein diese Zahl schon sehr eindrucksvoll ist und er tatsächlich selbst genau diese 27 Jahre in der Branche tätig ist. Doch sieht er es auch kritisch, dass es diese „[…] 27 Jahre gedauert hat, bis Nachhaltigkeit auf der Agenda landet“. Dies soll kein Kritikpunkt an die Organisator*innen des Events sein, sondern stellt ein gesellschaftliches Phänomen dar. Schleichende Probleme, die unser Leben nur Abstrakt bedrohen, beziehen wir nicht in unser Leben mit ein, so Herr Ott.

Mit seinen kritischen und direkten Worten fährt er fort, in dem er sich auf den Titel des Events „Books for Future“ konzentriert, welcher in Anlehnung an „Fridays for Future“ steht. Mittlerweile gibt es allerdings mehr als 30 weitere „for Future“ und somit sei der Name entweder billig oder brillant. Billig, wenn es nur darum gehe dem Mainstream zu folgen und brillant, wenn die neue Generation von Publishern tatsächlich kritisch denkt. Denn genau darum gehe es, um Bücher für die Zukunft.

Zum Abschluss möchte er, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht mit Verzicht assoziiert wird und man sich stattdessen auf die positiven Ziele dabei konzentrieren sollte. Im Chat neben dem Livestream, wurden neben geschriebenen Worten wie „toller Beitrag“ durch klatschende Hände – in Form von Emojis – Zustimmungen für das Gesagte demonstriert.

Mittäterschaft im Verbrechen der erschwerten üblen Nachrede?

Mit den Interesse-schürenden Worten, das sich der nächste Sprecher mit übler Nachrede beschäftigen musste, wird Jacob Radloff vorgestellt, Chefradakteur und Gründer des Oekom-Verlags. Nachdem er sich selbst und die Mission des Verlages vorgestellt hat, geht er auch kurz auf diese Aussage ein.

Von der Südtiroler Obstwirtschaft wurde er wegen des 2017 von Oekom verlegten Buches „Das Wunder von Mals“ des Autoren Alexander Schiebels angeklagt. Viele Menschen sahen darin eine Bedrohung der Meinungsfreiheit und schließlich wurde die Anklage auch abgelehnt, aus Mangel an Beweisen.

Abgesehen von diesem Zwischenfall, arbeitet Radloff schon mehr als 30 Jahre für eine nachhaltigere Zukunft. Wer sich speziell für die Geschichte des Oekom Verlags interessiert wird sicher hier fündig.

Von Kommunen, Veganen Büchern und dem Appetit verderben

Auch Anette Sievers, Co-Gründerin des Peter-Meyer-Verlags, wäre lieber in Leipzig und würde den Zuschauern jetzt gern durch mitgebrachte Bücher die Unterschiede eines nachhaltig produzierten Buches aufweisen. Zusammen mit Peter Meyer, der sich für alternative Lebensweise interessierte, selbst in einer Kommune lebte und Elektroinstallateur erlernte, ist sie seit 1987 im Verlagswesen tätig. Sie selbst hat Kunstgeschichte studiert und somit sind beide eigentlich nach ihren eigenen Worten „Artfremd“. Somit möchte sie uns mitgeben: „wenn jemand wirklich für eine Sache brennt, dann macht er sie auch gut!“
Hier kommt ihr zu der Webseite.

Der nächste Gast – ein, den Lesern der Leipziger Lerche nicht unbekanntes Gesicht – Kay Hedrich, ist als Gründer von Matabooks vertreten. Dieser hat an der HTWK studiert und damit in unserer 49. Ausgabe, der „Grünen Lerche“ die Seiten des Alumni-Interviews gefüllt. Hier ging er nochmal ausführlich auf den interessanten Aspekt ein, dass Bücher mit Klebstoff aus Tierknochen, Druckfarbe mit Kamin und Bucheinbänden aus Tierhäuten oft nicht vegan sind. Der Kalender 2021 von Matabooks ist jedoch das erste Buch mit dem Vegan Label. Leider wurde auch hier die Zeit knapp und Sophie musste unterbrechen, damit auch die letzte Sprecherin noch zu Wort kommen konnte.

Die Geschäftsführerin eines der drei größten Barsortimente – Umbreit – Susanne Bez hält es zum Schluss recht kurz, da um 11:45 Uhr die Mittagspause angesetzt ist. Sie nennt sich selbst „vielleicht eine Spielverderberin“, da sie jede Nacht 60.000km fahren müssen. Trotzdem listet sie auf, was sie in ihrem Betriebsablauf für die Nachhaltigkeit verändert haben. Beispielsweise die Umstellung der Beleuchtung auf LED, wodurch immerhin eine Ersparnis von 50% entsteht. Kurz vor der Pause möchte sie noch etwas anmerken, was später in der Diskussionsrunde noch einmal aufgegriffen werden könnte. Sie wolle niemandem den Appetit verderben, aber in den „Worst Cases“ müssen auch wunderbar vegan produzierte Bücher unglaubliche Wege zurücklegen, ein Thema das man nicht vergessen darf.

Nun geht es pünktlich in die Mittagspause. Wollt ihr Wissen, wie es in der Diskussionsrunde weiterging? Der ganze Livestream ist auf Youtube zu finden!

Der erste digitale Tag der Verlage war ein voller Erfolg und das Team hat bei der Organisation und Ausführung ganze Arbeit geleistet! Ein wichtiges Thema, interessante Gäste und eine schöne Moderation.

Autorin: Senta Keller
Bildquelle: pexels.com

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