Schildmaiden in göttlichem Auftrag

Die Walküren führen die tapferen, in der Schlacht gefallenen Krieger vom Schlachtfeld, um ihnen beim ewigen Kampf und Gelage ein Horn voll Met zu reichen. Vorher wird geplündert, die hiesigen Frauen vergewaltigt und/oder mitgenommen. Eine patriarchalische Gesellschaft, die bisher in allen Viking-Age Romanen kritikfrei beschrieben und von den Skalden besungen wurde. Bis jetzt. Judith und Christian Vogt haben mit ihrem feministischen Viking-Fantasy Roman „Schildmaid“ alle Regeln und Klischees gebrochen und einen wichtigen Dienst für feministische Norse Mythology Fans, zugegebenermaßen eine kleine Zielgruppe, erfüllt.

Ein Schiff voller Frauen und Ulfberth

Eyvors Ehemann, ein Schiffsbauer, starb, sie hatten keine Kinder. Sie hatte es satt, ging in den Wald und baute ihr eigenes Schiff, ohne jegliche Verpflichtungen. Eine Frau besaß kein Schiff und noch weniger baute sie eines. Sie webte das Segel und sorgte für die Kinder, während ihr Mann auf Viking war. Nicht so Eyvor, ihr Vorhaben ist schnell bekannt und lächelnd von den Männern beäugt. Doch nach und nach fand Eyvor Unterstützerinnen, die vor ihren Pflichten und Zwängen geflüchtet sind. Gemeinsam stießen sie im Namen Ráns, der Meeresgöttin, in See und fuhren in göttlichem Auftrag von Norwegen nach Dänemark. Im Laufe der Zeit sammeln sie weitere Frauen ein, die es leid sind, kontrolliert zu werden. „Zwei Kinder. Zweiundzwanzig Frauen … einundzwanzig Frauen – und Ulfberth“ waren erwählt, um Ragnarök, dem Weltenende, vorzubeugen, indem sie einen Eisriesen zur Strecke brachten. Ein Wettlauf zwischen unabhängigen, von Odin und Rán erwählten Frauen und Ulfberth und einem Schiff voller Berserker, bärenwütiger, kampferprobter Männer, begann.

Ein queerer Viking-Age-Roman?

Das Autor:innenehepaar hat unfassbar diverse Individuen geschaffen, die sich trotz Skepsis und Unverständnis während der Schifffahrt voll Hunger, Schmerz und Nässe, zu einer Familie zusammengeschweißt haben. Die Charaktere entwickeln sich weiter, blühen aus ihrer unterdrückten Form heraus aus und eisen sich vom eingebrannten Frauenbild los. Die Queerfeindlichkeiten der Zeit werden herausgearbeitet, es gibt nicht-binäre Besatzungsmitglieder, Transwikingerinnen und lesbische Schildmaiden, die gesellschaftlich alles, aber nicht gewollt waren. Die Autor:innen hegen mit ihrer modernen Interpretation einer Wikingersaga auch Kritik gegenüber der heutigen Gesellschaft.

Den Autor:innen sollte für diesen Roman großer Dank zu Teil werden, sie haben sich dem konventionellen Bild der Viking-Age-Romane entgegen gelehnt und ein buntes Werk voller starker, teils gebrochener und wieder aufgestandener FLINTA* geschaffen, die Männern

die Stirn geboten haben. Große Empfehlung meinerseits!

Autorin: Freya Varga
Bildquelle: privat

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